8. JANUAR
Lucas Niggli: TOMORROW TRIBAL Percussion Trio
Der Schweizer Lucas Niggli ist einer der eigenständigsten und gefragtesten Schlagzeuger Europas, spielte und spielt in unzähligen zum Teil wegweisenden Formationen im Grenzbereich von Jazz, Neuer Musik, Rock und Improvisation.
Für winterjazz 2021 hat sich Lucas ein reines Drum Trio gewünscht. Und mit Dominik und Fabian stehen ihm nun zwei total versierte Charakterköpfe zur Seite, um das orchestrale Zusammenspiel in diesem besonderen Setting und anhand einiger Kompositionen zu zelebrieren.
«Tomorrow Tribal» lassen die Drums pulsieren, explodieren, um im nächsten Moment feinste Schattierungen und Töne aus den Instrumenten zu kitzeln. Die Kompositionen. Ein Rhythmus-und-Sound-Rausch.
Dominik Mahnig – dr
Fabian Arends – dr
Lucas Niggli – dr, comp
Jelena Kuljić
Jelena Kuljić ist ein Ereignis: höchst präsent, energetisch, ausdrucksstark.
Sie ist – in Serbien geboren – nicht nur ausgebildete Jazz-Sängerin, sondern arbeitet(e) auch als Schauspielerin auf diversen großen europäischen Bühnen (u.a. Volksbühne Berlin, Schaubühne Berlin, Burgtheater Wien), in Musiktheater-, Opern- und Tanz-Aufführungen (Regie u.a. David Marton, Constanze Macras) und ist zurzeit festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Sie initiierte und performte unterschiedliche Musikprojekte, wie Yelena K & The Love Trio,Y Move, Fasil, und hat mit den Bands Z-Country Paradise und KUU! große Aufmerksamkeit erregt. Zu winterjazz 21 bringt sie Texte und ihre musikalischen Ideen mit, um sie mit drei glänzenden Kölner Musikern in ein echtes Abenteuer zu verwandeln!
Jelena Kuljić – voc
Sebastian Müller – guit
Oliver Lutz – b
Thomas Sauerborn – dr
Ignaz Schick
Der in Berlin lebende Sound- und Visual-Artist und Komponist Ignaz Schick performt auch als Multi-Instrumentalist an Turntables, Sampler, Objekten, Live-Electronics, Altsaxophon und Flöte. Schon in seiner Jugend spielte und studierte er Altsaxophon, dann auch Komposition, und beschäftigte sich gleichzeitig mit Tape Recordern, Plattenspielern und Effektgeräten, und er begann sich mit verschiedenen elektroakustischen Setups und Klangerzeugern auseinanderzusetzen. Seitdem arbeitet er weltweit sowohl im Bereich der zeitgenössischen Komposition als auch in der blühenden „experimentellen“ Musikszene, er kuratiert diverse Festivals und betreibt dazu das experimentelle Musiklabel „Zarek“.
Ignaz Schick wird für das Konzert bei Winterjazz 2021 eine kleine Auswahl an graphischen Partituren (Score Cards) mitbringen, die er extra für diese Besetzung geschrieben oder adaptiert hat. Er benutzt hierfür eine eigene speziell von ihm entwickelte Zeichen- und Notationssprache, welche Improvisation und Abläufe formal klar strukturiert, aber trotzdem offen und durchlässig genug ist, dass die unterschiedlichen Interpreten ihr eigenes Klangmaterial und Gestaltungsideen einbringen können. Diese graphischen Sheets werden in ihrer Abfolge in offener Form gespielt und kombiniert mit komplett frei improvisierten Parts.
Ignaz Schick – turntables, sampler, comp
Elisabeth Coudoux – vc
Marlies Debacker – pno
Etienne Nillesen – perc
Melvyn Poore – tb
Mariá Portugal: EROSÃO
Nach 20 Jahren intensiver Arbeit als Schlagzeugerin, Sängerin, Produzentin und Komponistin in São Paulo und weltweit bereitet Mariá Portugal nun ihr Album EROSÃO vor, ihr erstes ganz unter ihrer Regie entstandenes Projekt, das sie 2020 als Improviser in Residence in Moers entwickelt hat.
Ausgehend von ihrem Songmaterial der letzten 15 Jahre und stark verwurzelt in der brasilianischen Gesangs-/Songwriting-Tradition, nahm Mariá Improvisations-Sessions mit brasilianischen MusikerInnen aus der lebendigen Szene in São Paulo im Studio auf und hat dieses Audiomaterial bearbeitet und editiert, um es Anfang 2021 zu veröffentlichen. Der letzte Schritt in diesem Arbeitsprozess ist nun das Live-Konzert, eine Synthese aus allem Vorhergehenden: eine improvisierte Session mit herausragenden europäischen = Kölner Musiker*innen bei winterjazz Köln. EROSÃO kann in vier Phasen unterteilt werden: Songmaterial/Audiomaterial von Improvisations-Sessions/elektronische Bearbeitung/Improvisationen, in denen sowohl das frühere Material erscheint als auch wieder vergessen wird – wie ein Felsen, dessen Schichten sich nicht nur überlagern, sondern sich gegenseitig verändern durch mechanische und chemische Prozesse. Für Mariá verbildlichen Metaphern von geologischen Prozessen (wie Verwitterung, Erosion, Diagenese) auch, wie unser Gedächtnis arbeitet: Wir sind tief von Erinnerung geprägt und haben gleichzeitig, vielleicht als wichtigste Funktion unseres Gedächtnisses, die Fähigkeit zu vergessen – und beides finden wir wieder in Improvisation und kreativen Prozessen.
Mariá Portugal – dr, voc, comp
Heidi Bayer – trpt
Matthias Muche – trbn
Reza Askari – b
Emilene Wopana Mudimu/Melane: Diaspora Poetry
Wenn Poetry auf diasporische Klänge trifft
Eine anspruchsvolle Anthologie über Identitäten, Spiegelbilder und (Über-)Leben in einer weißen Mehrheitsgesellschaft.
Wopana Mudimu teilt als Poetin seit nunmehr drei Jahren persönliche Erlebnisse und Perspektiven zu „Rassismuserfahrungen, Community, Freundschaft, Selbstliebe und Stärke“ in ihren Texten. Die Sängerin Melane Nkounkolo tritt auf zahlreichen nationalen und internationalen Bühnen auf und hat bereits mit Musikgrößen wie Tony Allen, Manu Dibango, Patrice und Gentleman gespielt. Für ihr kommendes Solo-Debüt-Album „Mirrors and Windows“ hat sie sich jetzt mit hochkarätigen Musikern zusammengetan und präsentiert musikalische Auszüge daraus. Abwechselnd geben sich die beiden starken Persönlichkeiten das Mic in die Hand. Neben Wortakrobatik begleiten jazzige Afropop-Rhythmen und satte Grooves im Format „Crossover“ durch den Abend.
Emilene Wopana Mudimu – words
Melane Nkounkolo – voc
Bruno Müller – guit
Carlos Palmen – b
Sebastian Winne – dr
9. JANUAR
Gina Schwarz CUTOUT
Auf den Spuren zu neuen Ideen im Ausnahmezustand
Die österreichische Jazz-Bassistin und Komponistin Gina Schwarz hat in ihrem neuen Programm „Seven Days Cutout“ die Phasen einer Krise einer Pandemie als Künstlerin festgehalten.
Eine Momentaufnahme im November-Lockdown ist Ausgangspunkt der Konzeptidee.
Der kompositorische Ausschnitt spiegelt die musikalische Reise an sieben Tagen wider und führt in sieben Etappen unmittelbar in den Rückzug.
Seven Days Cutout vertont 1. Bewegung im Stillstand, 2. Struktur im Chaos, 3. Ruhe in Spannung, 4. Euphorie in Wehmut, 5. Kommunikation in Isolation, 6. Aufbruch in Resignation, 7. Zusammenhalt zuletzt.
In diesem aktuellen Programm blickt Gina Schwarz gemeinsam mit vier Kölner Ausnahme-Musiker*innen zurück auf einen Ausnahmezustand der letzten Monate voller Höhen und Tiefen.
Gina Schwarz – b, comp
Theresia Philipp – sax
Janning Trumann – trbn
Lucas Leidinger – p
Ralf Gessler – dr
Otis Sandsjö + Pablo Giw + Leif Berger
Otis Sandsjö, bekannt für sein physisches, aber auch melancholisches Spiel, wurde in den letzten Jahren zu einem gefragten Saxophonisten der europäischen aktuellen Jazzszene. 2011 kam er nach Berlin und fand dort eine neue musikalische Heimat, in der er nun u.a. seine Projekte „Y-Otis“ und „Lucia Cadotsch Speak Low“ voranbringt, beides in enger Zusammenarbeit mit seinem musikalischen Weggefährten Petter Eldh.
Für sein line-up beim winterjazz 2021 fiel ihm sofort der außergewöhnliche Trompeter Pablo Giw ein: „Ich hatte ihn noch nie live gehört, aber seine Musik sprach mich sofort an. Es kam mir so vor, als teilten wir einen gemeinsamen Umgang und die Verbindung mit unserem Instrument, und ich hoffte, wir hätten eines Tages die Gelegenheit, zusammen zu spielen.“ Und er wünschte sich auch den Schlagzeuger Leif Berger dazu – „er ist einer dieser Spieler, die alles natürlich klingen lassen“.
Für sein Konzert wird er das Material sehr offen halten, um sich frei in der Musik bewegen zu können. „Aber ich stelle mir auch repetitive Teile, „tribal things” vor – wir werden sehen, wohin uns die Musik führt. In jedem Fall bin ich gespannt und in Vorfreude – endlich wieder neue Musik mit neuen Leuten spielen, darauf warte ich schon so lange!“
Otis Sandsjö – sax
Pablo Giw – trpt, electr
Leif Berger – dr
Dumoulin / Nabatov / Zoubek
Der Pianist Jozef Dumoulin aus Belgien hat das Fender Rhodes umfassend neu definiert – ungewöhnlich, zeitgenössisch und sehr persönlich -, und er hat als Erster ein ganzes Soloprogramm für dieses Instrument entwickelt. Seine Arbeit mit dem Keyboard brachte ihn auch dazu, mit vielen Piano-Kolleg*innen zu spielen, darunter Benoît Delbecq, Bill Carothers, Craig Taborn, Kris Davis, Ethan Iverson und Corry Smythe. In diesem „Spirit“ hat Jozef für sein Konzert bei winterjazz 2021 auch zwei weitere aufregende und glänzende Pianisten (aus Köln) ausgewählt: Simon Nabatov und Philip Zoubek. Die Drei werden einige von Jozefs Kompositionen spielen und dabei die unmittelbare Kraft der Improvisation nutzen, um scheinbar weit voneinander entfernte musikalische Orte miteinander zu verbinden und gleichzeitig unbekannte Klangräume zu erforschen und strahlen zu lassen.
Jozef Dumoulin – keyb, electr
Simon Nabatov – pno
Philip Zoubek – synth
Lucia Cadotsch
Seit 2002 lebt die Schweizerin Lucia Cadotsch in Berlin und arbeitet dort in vielen progressiven Projekten der europäischen Szene mit. ›Speak Low‹, das Debütalbum des gleichnamigen Trios, bedeutete für Lucia Cadotsch den internationalen Durchbruch. Die Reaktionen der Presse waren euphorisch: maximale Punktzahl im englischen Guardian, maximale Punktzahl im renommierten Downbeat Magazine und 2017 der ECHO Jazz als Sängerin des Jahres. Ende November 2020 ist ›Speak Low II‹ erschienen.
Gemeinsam mit den Meistern des Retrofuturismus Petter Eldh am Kontrabass und Otis Sandsjö am Tenorsaxophon singt sie eine faszinierend schöne Sammlung modern interpretierter Traditionals. Live, minimalistisch, symphonisch. Raw like Sashimi. Analog ist das neue Berghain. Mit dem Saxophonisten und Produzenten Wanja Slavin betreibt sie die LIUN + The Science Fiction Band, Synthpop für die Menschen von übermorgen. Das Debut-Album „Time Rewind“ (2019) schlägt ein komplett neues Soundkapitel auf: urbane Musik mit dunklen Beats, schillernden Synths und pulsierenden Hooklines. Außerdem kollaboriert sie aktuell in verschiedenen Formationen mit dem Londoner ECM Künstler Kit Downes sowie im Duo mit dem Gitarristen Ronny Graupe. Für winterjazz 2021 hat Lucia eine neue spannende Kölner Formation zusammengestellt.
Lucia Cadotsch – voc
Leonhard Huhn – sax, electr
Tobias Hoffmann – guit
Jan Philipp – dr
Robert Lucaciu: Fallen Crooner
Beim Crooning zerfällt die Stimme singend in zarte Verführung, haucht in sanfter Intimität liebevolle (und erotische) Romantik ins Ohr. Öffnet den Raum für eine weichere Art der Männlichkeit. Während in einer anderen Realität laut pöbelnd ein letzter Überlebenskampf für das in die Jahre gekommene Patriarchat gefochten wird, jegliche Zweifel hinter misogyner Rohheit vergrabend. Angst, starre Grenzen aufzulösen und nach einer eigenen Definition zu suchen. Was bedeutet mein Geschlecht, meine Sexualität?
Der deutsch-rumänische Musiker und Komponist Robert Lucaciu ist bekannt für sein vielseitiges Wirken in der europäischen Jazz- und Improvisationsmusikszene, 2015 veröffentlichte er sein vielbeachtetes Solo-Kontrabass-Album „monaxia“. Für sein neues Projekt „Fallen Crooner“ hat Lucaciu die Kölner Musiker*innen Laura Totenhagen, Pascal Klewer, Shannon Barnett und Alex Parzhuber eingeladen, zwischen Improvisation und gescripteten Textsequenzen das eigene Selbstverständnis zu defragmentieren und neu auszuloten.
Robert Lucaciu – b, comp
Laura Totenhagen – voc
Pascal Klewer – trpt
Shannon Barnett – trbn
Alex Parzhuber – dr